Stative für Video-Aufnahmen im Gelände
Nicht immer kann man mit der Kamera nah' ran an's Motiv, oder mitten drin im Geschehen fehlt einfach der Überblick.Wenn man sich für Aufnahmen aus größerer Entfernung den nächstbesten Hügel als Beobachtungsstandpunkt aussucht, ist für Aufnahmen mit langer Brennweite ein solides Stativ unverzichtbar. Das muß aber nicht immer von Sachtler oder Vinten sein. Jedenfalls nicht im Gelände. Zwar fahren im Gelände viele Autos herum - deswegen sind wir ja mit der Kamera dabei - aber wer will schon ein Hightech-Stativ im Gegenwert eines gut erhaltenen Gebraucht-Geländewagens mitten im Schlamm aufbauen, in den Sand oder in's Wasser stellen und riskieren, daß die teure Nobelmechanik runiert wird?

Aus eigener Erfahrung können wir Berlebach Eschenholzstative wärmstens empfehlen (wir haben wohlgemerkt keinen Werbevertrag, bekommen keine Provision und keine Sponsor-Gelder - wir sprechen diese Empfehlung aus, weil wir einfach von der Qualität und Brauchbarkeit für unsere Zwecke überzeugt sind). 
Mancher Hightech-Fan mag die Nase rümpfen wegen "Holzbeinen". Wem es peinlich ist: Die Stative sind auch in schwarz oder titangrau lackierten Versionen verfügbar und denen sieht man nicht gleich an, daß sie Holzbeine haben. Das Eschenholz hat jedenfalls seine Vorteile. Die Berlebach-Stative sind mindestens so stabil wie die Aluminium-Stative anderer einschlägiger Hersteller, aber kaum schwerer und haben nach unserer Ansicht sogar bessere Dämpfungseigenschaften als Metallrohre - was sich bemerkbar macht, wenn tonnenschwere Geländewagen auf weichem Waldboden knapp an der aufgebauten Kamera vorbeirumpeln. Kratz- und Schlagfestigkeit ist ausreichend für heftige Beanspruchung wie Schlammspritzer und Steinschlag, Herumkegeln im Geländewagen usw. Natürlich gibt's technisch bessere Stative - für bessere Preise. Das Preis/Leistungs-Verhältnis der Berlebach-Stative ist jedenfalls für unsere Zwecke optimal. 
Technische Beschreibungen der verschiedenen Stative stehen auf der Website von Berlebach Stativtechnik ausreichend zu Verfügung. Empfehlenswert sind auf jeden Fall die Stative mit Kugelkopf, denn gerade im Gelände ist unebener Boden zu erwarten und der bis zu 30 Grad neigbare Kugelkopf ist zum horizontalen Ausrichten unverzichtbar. Mit der zusätzlich höhenverstellbaren Mittelsäule plus Velbon PH268R Fluidkopf oben drauf und Dolly unten drunter kommt so ein Report 9043 auf über 2.2m Gesamthöhe, aber die muß man nicht unbedingt haben. Es sei denn, man steht mitten im Gewühl und muß über die Kopfe anderer Zuschauer hinweg filmen.
Was auf der Berlebach-Website nicht so deutlich zur Sprache kommt, ist die Tatsache daß die Holzbeine sogar ziemlich unempfindlich gegen Feuchtigkeit sind. Die Stativbeine sind mehrfach imprägniert und lackiert und selbst nach stundenlangem Stehen im Wasser ist bisher nichts aufgequollen, jedenfalls bei der von uns verwendeten schwarz lackierten Version. Schlammspritzer können einfach mit Wasser abgespült werden, anschließend abwischen, gelegentlich mit Ballistol einsprühen und gut iss. 

Selbst wenn mal ein Bein bricht - z.B. weil man aus purer Unachtsamkeit einen schweren Highlift-Wagenheber auf's Stativ geworfen hat - erstens kann man sich mit simplem Holzleim, Bohrer und Senkschrauben selbst helfen und zweitens sind sämtliche Einzelteile schnell und für bescheidenes Geld als Ersatzteile lieferbar. OK, Ersatzteile gibt's für die Profigeräte auch, aber für den Preis eines einzelnen Alu- oder Titan-Rohres bekommt man bei Berlebach ein komplettes Stativ...
Für eine objektive Beschreibung sollen aber auch die Nachteile nicht verschwiegen werden. Die Arretierung des Auszugs der Stativbeine mit simplen Klemmschrauben ist einfach zu umständlich. Wenn man ein Berlebach-Stativ mit zweifachem Auszug nicht auf volle Höhe, sondern auf einen bestimmten Auszug einstellen will, ist man mit insgesamt sechs Klemmschrauben länger beschäftigt, als einem lieb sein kann. Insofern ist die Typbezeichnung "Report" nicht ganz passend - ein reportagefähiges Stativ sollte schneller aufzubauen sein. Kein Vergleich mit der patentierten Sachtler-Mechanik - Klemmhebel auf, Beine fallenlassen, Klemmhebel zu - Stativ steht.
Aber dafür ist diese simple Mimik zuverlässig und auch in verschlammtem Zustand noch einwandfrei funktionsfähig. Auch wenn der Lehm bereits eingetrocknet ist. Das möchten wir vorsichtshalber mit den Nobelteilen garnicht erst testen.
Außerdem können die Klemmschrauben mit etwas Improvisationstalent durch Exzenter-Hebelschrauben ersetzt werden, wie sie bei Sportfahrrädern als Achsen verwendet werden. Die sind auch aus Alu oder Titan erhältlich wenn man unbedingt jedes Gramm Gewicht sparen will, aber leider nur mit M4-Gewinde, während die Originalschrauben der Klemmschellen M5 Gewinde haben. Die erste Bastelkonstruktion bestand also darin, die Gewindebuchse in der Klemmschelle schlicht zuzuschweißen, mit 3.2mm wieder aufzubohren und M4-Gewinde neu zu schneiden. Hat im Prinzip funktioniert, aber so ganz perfekt ist diese Bastelkonstruktion noch nicht. 
Besser wäre natürlich gleich M4-Gewindebuchsen zu verwenden. Mit den Berlebach-Leuten kann man jedenfalls reden, die sind freundlich, kompetent und flexibel und schrecken auch vor Extrawünschen und Sonderanfertigungen nicht zurück. So haben wir uns bereits eine teilbare und umsteckbare Mittelsäule mit zwei verschiedenen Gewinden anfertigen lassen und dafür kaum mehr bezahlt, als für das Serienteil.

Bei der älteren Version des Report 9043 sorgen nur gefedertere Stifte als Anschlag für Begrenzung der Spreizung. Wenn diese Stifte eingedrückt werden, können die Stativbeine bis 90 Grad aufgeklappt werden. Zur Begrenzung der Spreizung ohne Anschlag am Stativkopf kann ein Ketten-Dreieck an den Klemmschellen der Beine eingehängt werden. Einfach und zweckentsprechend, aber fummelig und klapprig. Die Kettenmimik verheddert sich beim zusammengeklappten Stativ mit den Klemmschrauben und sollte besser durch eine Teleskop-Spinne o.ä. ersetzt werden. Evtl. ließe sich mit kurzen Gasdruckfedern eine geeignete Spinne basteln. Wir suchen noch nach geeigneten Teilen. Bei den neueren Versionen der Report-Stative kann der Anschlag zur Begrenzung der Spreizung auf drei Stufen eingestellt werden und die Kettenmimik ist schlicht überflüssig.

 
Einbeinstative  
Wenn man öfters den Kamera-Standpunkt wechselt, will man natürlich nicht ständig ein Dreibein-Stativ mit sich herumschleppen. Aber gerade wenn man es eilig hat und nach einem Sprint auf den nächstbesten Hügel hechelnd am Zielort ankommt, wünscht man sich ein Stativ um die Kamera noch ruhig halten zu können. Bei solchen Gelegenheiten ist ein Einbein-Stativ ein geeigneter Kompromiss, der auch mit langer Brennweite noch ruhige Kameraführung ermöglicht, ohne unterwegs schwerer und unhandlicher Ballast zu sein.

Wir verwenden die nicht ganz billigen, aber qualitativ hochwertigen Einbeinstative der Fa. Monostat of Switzerland, in Deutschland vertrieben von Foto Joos in Ravensburg, aber auch in anderen gut sortierten Fotogeschäften erhältlich. Das fünffach ausziehbare Monostat RS16SL erreicht mit zusätzlichem Neigekopf über 2m Gesamtlänge, mehr als jedes andere Einbeinstativ. Diese Höhe wird auch tatsächlich gebraucht. Nicht wegen außergewöhnlicher Körperlänge des Kameramanns, sondern weil man für Übersichts-Aufnahmen aus größerer Entfernung oft genug irgendwo am Hang steht und das Einbein dann eben einen halben Meter tiefer aufstellen muß.

Das Monostat Unipod ist dabei auch noch stabil genug, daß man einen immerhin gut 3kg schweren Panasonic NV-MS4 Vollformat-Camcorder damit in fast 4m Höhe halten kann um "Luftaufnahmen" von oben zu machen. Bei "Bergtouren" auf rutschigem Untergrund hat es auch schon oft genug als "Gehhilfe" gedient und an Wasserlöchern zum Auspeilen der Wassertiefe. Ziemlich wasserdicht ist es also auch.
 
Im Gegensatz zu den meisten anderen Einbeinstativen hat das Monostat Unipod keine feststehende Spitze, sondern eine flexible Gummikappe mit eingebauter Kugelpfanne aus Kunststoff. Die erlaubt auch auf schrägen Flächen, Schotter und Kies einen sicheren Stand und versinkt nicht gleich in Schlamm oder Sand. Dieser Fuß hat sich bereits in jeglichem Gelände bewährt. Der Plastik-Einsatz macht die Gummiglocke wohlgemerkt unten starr und verhindert, daß der Fuß sich wie ein "Abflußpümpel" festsaugt. 
Bei Bedarf ist so ein Einbein-Stativ auch bestens als Tonangel geeignet. Hier konnte mit einem simplen PVC-Streifen, der mit einer Schere aus einem Baumarkt-Plastikspachtel geschnitten, durchbohrt und einfach unter die Gummikappe des Monostat-Fußes geklemmt wurde, in wenigen Minuten eine Mikrofon-Halterung improvisiert werden. Auch wenn das Mikro in diesem Fall nicht so recht gegen Körperschall entkoppelt ist - die Mimik war schnell gemacht, hat nichts gekostet, aber bestens ihren Zweck erfüllt.
Dieser Neigekopf stammt nicht von Monostat, paßt aber wie auf Maß gebaut. Leider kennen wir selber den Hersteller nicht, weil wir das Teil zufällig auf einem Flohmarkt entdeckt haben und darauf kein Herstellername angegeben ist. Vermutlich Cullmann, wegen Ähnlichkeit des Klemmhebels mit dem des Cullmann Bruststativs, aber Stativköpfe mit 42mm Wechselplatten werden mittlerweile von etlichen Herstellern als Quasi-Standard angeboten. 
Auch hier soll ein - allerdings geringfügiger - Nachteil nicht verschwiegen werden. Die Verklebung der Gummimanschetten an den Verschraubungen ist verbesserungswürdig, denn die Gummiringe lösen sich wenn öfters mit mehr Kraftaufwand als nötig an den Verschraubungen gedreht wird. Das Problem läßt sich allerdings leicht mit ein paar Tropfen Sekundenkleber erledigen.
 
Schulter/Bruststativ  
Hier eine umgebaute Version des Cullmann Bruststativs, das mit Kugelkopf und 42mm Wechselplatte an der Kamera befestigt wird. Eigentlich ist es ein umgedrehtes T, das normalerweise mit einem dünnen Gurt um den Hals gehängt und auf der Brust abgestützt werden soll. In dieser Form ist das Teil nach unsererer Ansicht allerdings unbrauchbar, weil man für ruhige Aufnahmen die Luft anhalten muß um nicht jeden Atemzug als vertikale Kamerabewegung sichtbar zu machen.
Aber in dieser Form, zum L-förmigen Ausleger umgebaut und ohne Gurt, dient es auch für eine Schulterkamera perfekt als dritter Stützpunkt, der mit der linken Hand geführt wird. Zusätzlich wird die rechte Hand am Objektivgriff vom Kippmoment der Kamera entlastet. Auch wenn's vielleicht merkwürdig aussieht - für freihändige Aufnahmen wollen wir diese "Krücke" jedenfalls nicht mehr missen.

Selbstverständlich ist auch diese Seite eine unfertige Baustelle, die zu unvorhersehbaren Zeitpunkten geändert und erweitert wird. Ideen und Materialien für weitere Themen sind noch reichlich vorhanden, aber die Aufbereitung braucht halt Zeit. Es lohnt sich auf jeden Fall, gelegentlich nochmal hier hereinzuschauen.